Noch ist es so gut wie selbstverständlich – möchte man sein gebrauchtes Auto verkaufen oder eines erwerben, bemüht man entweder diverse Internetplattformen wie mobile.de oder autoscout24.de oder den Autohändler seines Vertrauens vor Ort oder einen der zig anderen Händler.
Doch inzwischen bemühen sich auch andere Anbieter um die Gunst der Gebrauchtwageninteressenten, die vielleicht auf den ersten Blick nur unmittelbar mit dieser Branche in Zusammenhang gebracht werden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich in der letzten Zeit in den einschlägigen Fach- und Wirtschaftsmagazinen Schlagzeilen wie „Allianz wird zum Amazon des Gebrauchtwagenhandels“ oder „Allianz steigt in Gebrauchtwagenhandel ein“ häufen. Offensichtlich scheint die Branche durchaus lukrativ und interessant zu sein. Und offensichtlich scheint sich Allianz mit den beiden Plattformen abracar.de und instamotion.com hier auch gleich mal ein bisschen breiter aufzustellen. Flankierend begleitet wir das ganze noch mit der Allianz-Autowelt GmbH, ein Internetdienst, bei dem der Kunde umfangreiche Informationen rund um das Thema Auto bekommt.
Ein weiterer Beweis für die Sinnhaftigkeit des Engagements in diesem Segment dürfte sein, dass auch die HUK Coburg bereits vor einigen Monaten in Düsseldorf eine erstes eigenes Gebrauchtwagen-Autohaus eröffnet hat.
Hier soll nun weniger das neue Geschäftsfeld der Versicherer oder gar die Plattformen konkret beleuchtet werden. Man sollte diese Entwicklung durchaus im Auge behalten. Aber die Aussage „Das digitale Geschäftsmodell beim Gebrauchtwagenkauf trifft genau den Zeitgeist und passt ideal zu unserer Strategie der konsequenten Kundenorientierung„, von Frank Sommerfeld, Vorstand der Allianz Versicherungs-AG, hat mich dann schon nachdenklich gemacht und mich letztendlich auch zu diesem Beitrag veranlasst. Der Service und vor allem der Nutzen, der hier angesprochen wird, geht von Kfz-Gutachten, wenig Aufwand, bester Preis bis hin zur Zustellung des Fahrzeugs im zugelassenen Zustand bis vor die Türe des Käufers.
Und deshalb sei an dieser Stelle auch die provokante Frage erlaubt, ob der stationäre Autohändler vor Ort wirklich auch schon umfassend diesen Zeitgeist und den Trend zur konsequenten Kundenorientierung erkannt, verstanden und umgesetzt hat? Und ich spreche hier nicht von den Herstellern und Importeuren, denn diese beweisen durch ihre Schulungs- und Trainingsmaßnahmen durchaus, dass die Themen angekommen sind. Bei den Seminaren und Trainings selbst, wo es dann darum geht, dass die Mitarbeiter in den Betrieben dies auch konsequent umsetzen, stelle ich dann doch immer wieder fest, dass hier durchaus noch Potenzial zu erkennen ist…
Die Autohaus-Welt wird sich in den nächsten Jahren meiner Meinung nach noch um ein Vielfaches schneller verändern als bisher. Und damit werden sich auch die Chefs und Mitarbeiter in den Betrieben um ein Vielfaches schneller anpassen müssen. Leider werde ich durch meine Arbeit immer wieder schmerzhaft ernüchtert. Wie wenig wird tatsächlich mit E-Mail, Internet, Website und Social Media gearbeitet? Wie wenig wird tatsächlich intern auf allen Hierarchieebenen miteinander kommuniziert? Wie wenig steht der Kunde tatsächlich im Fokus der täglichen Arbeit? Aber wieviel wird tatsächlich immer noch über Teile, Fahrzeuge und Kunden geschimpft? Haben wir doch immer schon so gemacht und Schuld kann man doch eh viel besser bei anderen suchen…
Dabei haben wir jetzt die Chance! Ich möchte schon fast sagen, „durch die Autohäuser muss ein Ruck gehen…!“. Die Lorbeeren von heute können sehr schnell zum Kompost von morgen werden. Und der Wettbewerb stellt sich auf. Das ist eine der wenigen Prognosen, die man schon heute unterschreiben kann.
Be prepared to be surprised!
Neueste Kommentare